Funktioneller Schwindel (PPPD)

Visueller Schwankschwindel

Funktioneller Schwindel ist eine der häufigsten Ursachen für Schwindel. Seit 2017 wird diese Form des Schwindels international mit dem Namen „persistierender, wahrgenommener Schwankschwindel“ (PPPD für persistent perceived postural dizziness) bezeichnet. Der phobische Schwankschwindel ist eine Unterform des funktionellen/ somatoformen Schwindels und wird gerade im deutschsprachigen Raum aufgrund der Erstbeschreibung in München noch häufig synonym verwendet. Funktionell bedeutet, dass es keine ausreichende organische Erklärung für die Art und das Ausmaß des Schwindels gibt. Die Tests beim Arzt sind also bis auf Ausnahmen komplett unauffällig, weswegen Patienten häufig einfach wieder nach Hause geschickt werden.

Da der Schwindel trotzdem noch da ist, obwohl nichts gefunden wurde, suchen Patienten mit PPPD meist über mehrere Jahre einen Arzt nach dem anderen auf, ohne eine Diagnose gestellt oder die Ursache des Schwindels erklärt zu bekommen. Dies führt unter anderem dazu, dass sich die Patienten nicht ernst genommen fühlen, stark verunsichert sind und sich häufig privat und beruflich extrem zurückziehen.

Wie äußert sich ein funktioneller Schwindel?

Die Betroffenen klagen oftmals über einen Schwankschwindel und/ oder ein Benommenheitsgefühl mit einer Gang- und Standunsicherheit, die für den Betrachter nicht unbedingt erkennbar sind. Der Schwindel und die Angst zu stürzen können sich attackenartig maximal verstärken. Die Attacken treten meist in bestimmten Situationen wie in Menschenmengen, beim Durchqueren einer U-Bahn-Station oder eines Supermarktes auf, so dass die Betroffenen diese Situationen zunehmend meiden.

Wie kommt es zu einem funktionellen Schwindel?

Häufig entsteht der funktionelle Schwindel als Folge einer organisch vestibulären Erkrankung (z.B. nach einem gutartigen Lagerungsschwindel) oder einer extremen psychosozialen Belastung (z.B. Tod eines Angehörigen, Trennung etc.). Er tritt vor allem bei jüngeren Patienten zwischen 20 und 50 Jahren auf. Ganz vereinfacht gesagt, entsteht der funktionelle Schwindel dadurch, dass das Gehirn Bewegungserfahrungen z.B. während der Vorerkrankung gespeichert hat und diese nun mit der Information über die aktuelle Bewegung aufeinander treffen. Diese beiden Informationen stimmen nicht überein und das Gehirn ist verwirrt und schickt falsche Befehle an die Muskulatur. Analog zum mittlerweile allgemein bekannten Schmerzgedächtnis, könnte man hier von einem Schwindelgedächtnis reden. Oder anders gesagt: die Hardware ist in Ordnung, aber die Software ist fehlerhaft. Die Funktion ist gestört. Hinzu kommt dann eine vermehrte bewusste Wahrnehmung der eigenen Gleichgewichtskontrolle, welche den Schwindel weiter verstärkt. Funktioneller Schwindel wird oftmals fälschlich mit einer psychischen Erkrankung gleichgesetzt, weswegen sich Patienten häufig nicht mit der Diagnose anfreunden können. PPPD ist eine Funktionsstörung im Sinne einer Fehlprogrammierung des Gehirns. Häufig entwickeln sich allerdings aus dem PPPD psychische Erkrankungen oder sie bestehen schon vorher.

Was kann ich dagegen tun?

Zunächst sollten Sie die Diagnose von einem Spezialisten absichern lassen, so dass Sie sicher sein können, dass nichts anderes den Schwindel auslöst.

Eine genaue Aufklärung durch den Arzt/ Therapeut über die Schwindelentstehung und der Hinweis zu versuchen, Schwindel auslösende Situationen nicht mehr zu meiden, sondern schrittweise aufzusuchen, hilft oftmals schon den Schwindel zu vermindern. Mittlerweile gibt es mehrere Studien und auch die Erfahrung aus der Praxis zeigt, dass vestibuläre Therapie in Kombination mit verhaltenstherapeutischen Ansätzen gute und langfristige Erfolge erzielen kann. Bei hartnäckigeren Formen kann mit einer Kombination aus Verhaltenstherapie und Antidepressiva gute Erfolge erzielt werden.